Von der Theorie zur Praxis: die Hürden beim Einsatz von Tourenoptimierungslösungen

Die letzte Meile ist bekanntermaßen der komplexeste und kostspieligste Abschnitt der gesamten Logistikkette. In den vergangenen Jahren haben der Zuwachs im Onlinehandel sowie zahlreiche neue Verkaufsstellen in den Stadtzentren diesen Trend weiter verstärkt und die Menge der auszuliefernden Sendungen vervielfacht. Des Weiteren steigen die Ansprüche der Verbraucher (und Gewerbetreibenden), nicht zuletzt aufgrund einer immer größer werdenden Auswahl an Transportdienstleistern, während die Zahlungsbereitschaft für den Versandservice sinkt.

Was für die Paketzustellung gilt, trifft auch auf weitere Branchen zu. Ausgedehnte oder ungenaue Zeitfenster werden von den Kunden immer weniger akzeptiert, sei es um ein Paket oder eine Lieferung in Empfang zu nehmen, oder um einen Techniker oder medizinisches Fachpersonal für einen Hausbesuch zu empfangen.

Diese grundlegenden Entwicklungen führen dazu, dass sich die letzte Meile immer komplexer gestaltet und den Unternehmen eine immer präzisiere Planung abverlangt.

Die Tourenoptimierung als Mittel der Wahl! Ja, aber …

Angesichts der oben umrissenen Problematik kann die Tourenoptimierung Abhilfe schaffen: Indem die richtige Ressource zur richtigen Zeit am richtigen Ort eingesetzt wird, können die Verpflichtungen gegenüber den Kunden besser eingehalten (insbesondere hinsichtlich der Zeitfenster), die Kosten gesenkt (weniger Fahrzeuge im Einsatz, weniger gefahrene Kilometer) und die Umweltauswirkungen begrenzt werden.

Wenn da nur nicht dieses „aber“ wäre. Denn: tatsächlich sind in der Praxis nur wenige Akteure mit einer solchen Tourenoptimierungslösung ausgestattet. Schätzungen zufolge nutzen nur 20 % der Dienstleistungsunternehmen in den betroffenen Branchen ein entsprechendes Tool. Und weiter: Unter den bereits ausgestatteten Nutzern ist häufig zu beobachten, dass die Lösung nicht oder nur teilweise genutzt und durch eine große Anzahl manueller Korrekturen und Neuplanungen ergänzt wird.

Was ist der Grund dafür und welche Hürden gilt es bei der Nutzung von Lösungen für die Tourenoptimierung zu überwinden?

Die allgegenwärtige Frage der Datenqualität

Wie viele andere technologische Lösungen zur Optimierung der Supply Chain basiert auch die Tourenoptimierung in erster Linie auf Daten. Die Adressen der zu besuchenden Punkte, Größe und Gewicht der Pakete, zeitliche Beschränkungen der zu beliefernden Standorte: Die Daten definieren das Problem, während ihre Qualität die Performance der letztendlichen Lösung bestimmt.

In vielen Unternehmen gibt es zudem Informationen, die zwar den operativen Mitarbeitern bekannt, aber in keiner Datenbank vorhanden sind. Oftmals ist dies bei der Planung technischer Eingriffe der Fall, bei für den jeweiligen Einsatz erforderlichen Kompetenzen bestimmter Techniker, bei Unverträglichkeiten zwischen Dienstleister und Kunden oder auch bei stillschweigenden Vereinbarungen, die aus jahrelangen Gewohnheiten hervorgehen.

Die Folge: Zahlreiche Anbieter, die ihre Touren optimieren könnten, verzichten darauf, weil sie ihre Lösung nicht mit ausreichend vollständigen und/oder zuverlässigen Daten versorgen können.

Die Logistik kennt keinen Stillstand und die Informationen müssen bis zum letzten Moment vom System aufgenommen werden können. Die Vorstellung, eine Optimierung nach jeder Änderung neu starten oder die Änderungen manuell verwalten zu müssen, schreckt viele potenzielle Nutzer ab.

Der digitale Wandel innerhalb der Logistikbranche bietet neue Lösungen für dieses Problem und stellt diese „Datenbaustellen“ in den Mittelpunkt aller Bemühungen. Zudem gibt es auch die Möglichkeit, sich mit intelligenten Technologien auszustatten, die das Fehlen bzw. die Unvollständigkeit der Daten in ihren Berechnungen berücksichtigen und auch im laufenden Betrieb Korrekturen ausführen können – ohne dabei den gesamten bereits begonnenen Optimierungsprozess in Frage zu stellen.

Die neuesten intelligenten Geokodierungslösungen verwenden Technologien, die durch den Einsatz von Deep Learning auch mit unstrukturierten Daten arbeiten können und die Qualität der Tourenoptimierungen erheblich verbessern.

Die Einbeziehung branchenspezifischer Einschränkungen – kleine Details, die alles verändern

Zahlreiche Branchen müssen äußerst spezifischen Anforderungen gerecht werden, von denen wir hier nur vier Beispiele aus einer unendlichen Zahl von Möglichkeiten nennen:

  • Die Lieferung von Möbeln erfordert zwei Fahrer, sobald das Produkt ein bestimmtes Gewicht überschreitet,
  • Bei bestimmten Einsätzen müssen die Techniker Material aus einem PUDO-Zentrum (Pick-Up Drop Off)abholen,
  • Die von einem Techniker beim Kunden verbrachte Zeit kann je nach Komplexität des Einsatzes bis um das Vierfache steigen,
  • Beim Transport von Massengütern können bestimmte Sammelstellen nur ein Fahrzeug zur Zeit aufnehmen.

Wenn diese Einschränkungen bei der Tourenplanung nicht berücksichtigt werden, sind die bereitgestellten Lösungen weder angemessen noch durchführbar. In diesen Fällen ist der Nutzer gezwungen, die erhaltene Planung durch eine Vielzahl manueller Anpassungen zu ergänzen, was die Nutzung des Tools unnötig komplex und zeitaufwendig gestaltet.

Die Fähigkeit, hochspezifische Einschränkungen zu berücksichtigen, sollte daher ein grundlegendes Kriterium bei der Auswahl einer Tourenoptimierungslösung sein.

Echtzeit-Faktoren vergrößern die Kluft zwischen Theorie und Praxis

Staus, abwesende Kunden, falsche Adressangaben, Parkprobleme: Die letzte Meile ist voller Hindernisse. Während die meisten Lösungen zur Tourenoptimierung statisch arbeiten (Berechnung der Touren, dann Cut-off), gestaltet sich die letzte Meile als besonders dynamisch und erfordert eine maximale Reaktionsfähigkeit.

Wie aber kann man sicherstellen, dass ein Stau zu Beginn des Tages nicht ein bereits knapp bemessenes Zeitfenster im späteren Tagesverlauf beeinflusst? Wie kann man die Touren für technische Interventionen in Echtzeit ausgleichen, wenn sich der Terminplan eines Technikers kurzfristig ändert?

Die großen Unterschiede, die Unternehmen zwischen der Performance geplanter und tatsächlich durchgeführter Touren erleben, führen zu Enttäuschungen. Insbesondere in der Stadtlogistik ist die statische Tourenplanung nicht mehr relevant.

Um Unwägbarkeiten auszugleichen, muss eine Lösung zur Tourenoptimierung in der Lage sein, sich sofort an Echtzeit-Veränderungen anzupassen und den Mitarbeitern jederzeit die bestmöglichen Touren zu gewährleisten – unabhängig davon, was vor Ort passiert.

Durch Change Management zu einer neuen Organisation

Für Logistikunternehmen gestaltet sich die Einführung einer Lösung zur Tourenoptimierung als strategisches Projekt. Es steht viel auf dem Spiel und die Einführung ist meist sowohl in organisatorischer als auch in technischer Hinsicht mit Änderungen verbunden, die mitunter auf Widerstand seitens der Mitarbeiter stoßen können.

Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Lösung neue Einschränkungen schafft, anstatt alte zu beseitigen, oder nicht ausreichend auf die tatsächlichen Bedingungen vor Ort eingehen kann (z. B. aufgrund mangelnder Flexibilität oder aufgrund einer mangelnden Bedarfsdefinition).

Um das Projekt zum Erfolg zu führen, sollten alle Beteiligten von Beginn an identifiziert und miteinbezogen werden. Standortleiter, Disponenten, Außendienstmitarbeiter – sie alle verfügen über wertvolle Berufserfahrung, die in der Bereitstellungsphase einer Lösung in vollem Umfang berücksichtigt werden sollte.

Die Einführung einer Tourenoptimierungslösung ist ein bedeutsames Projekt, das grundlegende Veränderungen mit sich bringt und eine große Investition innerhalb des Unternehmens erfordert. Die richtige Vorbereitung ist entscheidend, genauso wie die ausreichende Beherrschung der verfügbaren Daten sowie der Wille, diesen Wandel aktiv voranzutreiben. Durch die Begleitung durch einen erfahrenen Software- und Logistikexperten können die technischen und organisatorischen Probleme, die unweigerlich auftreten werden, vorausschauend angegangen und gelöst werden. Ein innovativer Anbieter kann Unternehmen mit einer modernen Technologie ausstatten, die den tatsächlichen Anforderungen der Branche umfassend entspricht.

Lösung zur kontinuierlichen Tourenoptimierung

Mithilfe fortschrittlicher Technologien und Methoden unterstützt Kardinal Kunden bei der Bereitstellung von relevanten und realistischen Lösungen für die Tourenoptimierung, die in allen Details auf die spezifischen Bedürfnisse der operativen Mitarbeiter eingehen.

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