KEP-Dienste – eine Branche im Wandel

Die Transportbranche hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert – und mit ihr der Markt für KEP-Dienste. Weltweit steigt die Zahl der auszuliefernden Sendungen kontinuierlich an: Allein in Frankreich ist ein Anstieg von 602 Millionen im Jahr 2004 auf 900 Millionen im Jahr 2016 und über 1,3 Milliarden im Jahr 2020 zu verzeichnen (Quelle: Xerfi).

Angesichts dieser beeindruckenden Volumina stehen Dienstleister im Bereich Transport und insbesondere Expresstransport der Herausforderung gegenüber, diesen neuen Anforderungen gerecht zu werden. Das breite Leistungsangebot der KEP-Dienste veranlasst immer mehr Unternehmen, diese Transportart für die Beförderung ihrer Waren zu wählen.

KEP-Dienste übernehmen vorwiegend Sendungen aus der verarbeitenden Industrie, wodurch sie in starker Abhängigkeit zu den industriellen Produktionsmengen und insbesondere der Automobilindustrie stehen. Die fortschreitende Deindustrialisierung Europas hat sich unweigerlich auf den Bedarf an KEP-Diensten ausgewirkt. So werden klassische Frachtdienste verstärkt durch Expressdienste ersetzt, die zunehmend von Groß- und Einzelhandelsunternehmen angefordert werden. Um ihre verschiedenen Vertriebsstandorte zu beliefern, nehmen Einzelhändler immer häufiger das Angebot von Expressdiensten in Anspruch.

Explosionsartiger Anstieg im Onlinehandel

Seit Anfang der 2000er-Jahre ist nahezu jeder europäische Haushalt mit einem Computer und dem dazugehörigen Internetanschluss ausgestattet. Der Onlinehandel ist das neue Mittel der Wahl. Das Jahr 2020 markiert einen Wendepunkt für die Händler: Laut FEVAD (französischer Bundesverband für Online- und Versandhandel) verzeichneten die Online-Verkäufe von 2014 bis 2020 ein Wachstum von fast 100 % – in nur 7 Jahren. Der Verkauf von Produkten über das Internet stieg um 32 % und entsprechend rasant stieg auch das Paketvolumen an, das von den völlig unvorbereiteten Dienstleistern bearbeitet werden musste. Insbesondere Expressdienstleister konnten von diesem Anstieg der Online-Verkäufe profitieren und erwirken in diesem Sektor durchschnittlich 30 % ihres Umsatzes.

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Nach und nach haben sich durch den von Amazon vorgegebenen Marktstandard und den explosionsartigen Anstieg der B2C-Verkäufe auch die Ansprüche der Kunden (selbst im B2B-Segment) an ihre Lieferungen erhöht. Kunden sind immer weniger dazu bereit, für den Transport zu bezahlen und der Preisdruck steigt. Das Paradox: während Verbraucher nach einer besseren Servicequalität (immer kürzere Lieferzeiten, Paketverfolgung in Echtzeit, umweltfreundliche Lieferung) verlangen, sind nur die wenigsten dazu bereit, mehr für diese Leistungen zu zahlen.

Angesichts des boomenden Onlinehandels steht die KEP-Branche dadurch großen Herausforderungen gegenüber.

Ausbau der KEP-Netzwerke

Um mit der starken Konkurrenz und den hohen Kundenansprüchen mithalten zu können, bauen KEP-Dienstleister ihre Netzwerke nach und nach aus, indem sie bestehende Niederlassungen modernisieren oder neue Standorte in strategischen Gebieten ansiedeln. Während über mehrere Jahre hinweg Filialen geschlossen wurden, hat sich der Markt mittlerweile wieder etwas erholt. Viele Akteure priorisieren die Optimierung der Netzwerkproduktivität, insbesondere durch die Vergrößerung der Gebäudeflächen, die Erhöhung der Sortierkapazitäten und die Anschaffung von Lösungen, die bestimmte Arbeitsabläufe gezielt automatisieren. So können die Sendungen schneller und effizienter bearbeitet und die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter verbessert werden.

Über das nationale Netzwerk gilt es, die internationale und insbesondere europäische Präsenz durch Partnerschaften, Übernahmen/Fusionen oder interne Wachstumspolitiken auszubauen. Einigen Dienstleitern wie FedEx, UPS und DHL steht dank ihrer Luftflotte ein multimodales Netzwerk zur Verfügung, das den Transport ins Ausland begünstigt.

Diversifizierung des Angebots

In einem wettbewerbsorientierten und weitaus homogenen Markt fällt es den einzelnen KEP-Anbietern in der Regel schwer, sich von der Masse abzuheben. Sie müssen Strategien entwickeln, mit denen sie ihr Angebot diversifizieren und sich mit branchenspezifischem Fachwissen hervorheben können. So spezialisieren sich immer mehr Anbieter auf eine oder mehrere Branchen, die eine besondere Logistik erfordern: Pharmazeutika, Automobile, frische und tiefgekühlte Lebensmittel etc. Hierbei sind verschiedene Spezialisierungen in den unterschiedlichsten Branchen denkbar.

Auch durch diverse Serviceleistungen können sich die Anbieter differenzieren und gleichzeitig auf die immer höheren Kundenansprüche in Bezug auf Schnelligkeit, Flexibilität und Sendungsverfolgung eingehen:

  • Verschiedene Lieferarten: Lieferung nach Hause, an Paketshops, automatische Paketstationen, per Click & Collect, an Postämter etc.
  • Erweiterte Lieferzeitfenster: senken die Fehlquote beim ersten Zustellversuch, Lieferung ins Büro, abends, nach Vereinbarung, am Wochenende etc.
  • Sendungsverfolgung: Die Kunden können den Status ihrer Pakete in Echtzeit verfolgen und erhalten Benachrichtigungen per E-Mail oder SMS.

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Die neuen Lieferarten

Paketshops – ein Erfolgsrezept

Um ihren Kunden ein möglichst großes Spektrum an Lieferoptionen anbieten zu können, stützen sich die großen KEP-Unternehmen auf ein Netz von Paketshops, das entweder intern betrieben wird (beispielsweise La Poste mit Pickup Services oder UPS mit UPS Access Point) oder durch Partnerschaften gestaltet wird (DHL und TNT Express mit Relais Colis, GLS mit Mondial Relais). Die französische Gruppe La Poste führt an, mit einem extrem dicht gestrickten Netz aus 8.500 Pickup-Punkten 95 % der französischen Bevölkerung innerhalb von 15 Minuten Entfernung eine Anlaufstelle zur Verfügung zu stellen.

Die Lieferung an Paketshops erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Gemäß dem Fevad/Médiamétrie-Barometer aus dem Jahr 2020 nutzen über 64 % der französischen Online-Käufer diese Art der Zustellung. Trotz des erhöhten Risikos eines fehlgeschlagenen Lieferversuchs bleibt die Lieferung nach Hause jedoch weiterhin die von den Käufern bevorzugte Lieferart (86,2 %).

C2C-Verkäufe im Vormarsch

Insbesondere bei zwischen Privatpersonen vollzogenen Transaktionen ist die Lieferung an einen Paketshop häufig das Mittel der Wahl. Online-Marktplätze haben in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung erlebt: Airbnb, eBay, Leboncoin, Vinted, Videdressing … Diese Online-Verkaufsplattformen ziehen vor allem die jüngeren Generationen an, gewinnen aber immer weitere Altersgruppen für sich. Die litauische Plattform Vinted ist auf den Verkauf von Secondhand-Kleidung spezialisiert und positioniert sich mit fast 16 Millionen Nutzern im Jahr 2021 als drittgrößte E-Commerce-Website für Mode in Frankreich. Die Sharing Economy befindet sich eindeutig im Aufwind und kann den Anforderungen an einen verantwortungsbewussteren und umweltfreundlicheren Konsum im großen Umfang gerecht werden.

In diesem Sektor finden sich ausgezeichnete Chancen für KEP-Dienstleiser. Viele von ihnen bieten ihre Dienste bereits im Rahmen von C2C-Lieferungen an, darunter Mondial Relay, DHL und Relais Colis mit DHL Click & Bring, La Poste mit Colissimo, Chronopost mit Shop2Shop, UPS mit UPS Access Point.

Die Demokratisierung von umweltfreundlicheren Fuhrparks

Im Angesicht der globalen Erwärmung werden Verbraucher immer sensibler, was den Schutz unseres Planeten anbelangt. Mit diesen umweltpolitischen Herausforderungen muss sich auch der Transportsektor auseinandersetzen. Zahlreiche Städte führen Maßnahmen ein, um eine umweltfreundlichere Logistik zu fördern und die Schadstoffemissionen zu senken. Umweltzonen, Parkplätze für Elektrofahrzeuge und die Pflicht, den Schadstoffausstoß des eigenen Fahrzeugs zu melden, veranlassen die Transportunternehmen dazu, ihren Fuhrpark entsprechend anzupassen. Elektrisch betriebene Lastwagen oder Lieferwagen, Fahrräder oder Lastenfahrräder: immer häufiger werden „saubere“ Transportmittel für die innerstädtischen Lieferungen eingesetzt.

vélo triporteur livraison DPD

Immer mehr Anbieter setzen auf emissionsfreie Fahrzeuge, wie sie von spezialisierten Dienstleistern wie Dachser bereitgestellt werden. So werden in mehreren Städten in der französischen Bretagne (Rennes, Saint-Malo und Nantes) die innerstädtischen Lieferungen auf der letzten Meile bereits seit 2017 den Triporteurs de l’Ouest anvertraut. Mithilfe von Fahrrädern und Fahrradanhängern werden hier umweltfreundliche und geräuscharme Lieferungen durchgeführt. Durch eigens dafür vorgesehenen Radwege können zudem Staus vermieden werden: Laut einer Studie der University of Westminster erfolgt die innerstädtische Zustellung mit elektrischen Lastenfahrrädern 60 % schneller als mit herkömmlichen Lieferwagen.

Andere KEP-Unternehmen ziehen es vor, direkt in eine grüne Flotte zu investieren. So setzt beispielsweise Chronopost frankreichweit über 650 emissionsarme Fahrzeuge ein (Elektrofahrzeuge, Erdgasfahrzeuge und Lastenfahrräder), die es dem Unternehmen ermöglichen, in 17 französischen Städten, darunter Paris, 100 % CO₂-neutrale Lieferungen durchzuführen. Mit dem Einsatz von Elektrofahrzeugen oder ähnlichen Alternativen muss sich mittlerweile die Mehrheit der großen Marktteilnehmer auseinandersetzen:

  • DHL Express France strebt bis 2025 an, 70 % seiner Lieferungen von der ersten bis zur letzten Meile mit emissionsfreien Lösungen durchzuführen.
  • DPD hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 in 225 europäischen Städten eine „emissionsfreie Flotte“ in Umlauf zu bringen.
  • FedEx will bis 2040 sämtliche Aktivitäten CO₂-neutral gestalten.

Die Ausstattung mit umweltfreundlichen Fahrzeugen ermöglicht es, sich von der Konkurrenz abzuheben und ein positives Image bei Verbrauchern und Behörden zu fördern. Des Weiteren greift dieser Ansatz den kommenden Vorschriften vor, da der Umweltschutz immer stärker in die städtische Entwicklung miteinbezogen wird.

Die Transformation der KEP-Branche ist eine Reaktion auf die neuen Konsumgewohnheiten der Verbraucher. Durch den Onlinehandel sind zahlreiche neue Herausforderungen entstanden, denen sich die Branche innerhalb der angebotenen Lieferarten stellen muss: der Ausbau des nationalen und internationalen Netzes, die Diversifizierung der angebotenen Leistungen (verlängerte Zeitfenster, präzise Sendungsverfolgung etc.). Umweltfragen stehen mehr denn je im Mittelpunkt des Verbraucherinteresses und veranlassen die Transportunternehmen, sich mit umweltfreundlicheren Flotten auszustatten – vor allem in städtischen Gebieten.

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