KI in den Lagerhäusern der Zukunft: Die Vision von DHL

Das Unternehmen DHL ist als führender Transport- und Logistikanbieter in über 220 Ländern und Gebieten vertreten. Pro Jahr befördert DHL 1,5 Milliarden Sendungen, allein in Frankreich hält DHL Express einen Marktanteil von 35 % am internationalen Expressversand inne.

Diese beeindruckende Anzahl an zu bearbeiteten Paketen erfordert eine komplexe Organisation und einwandfreie Optimierung der Logistik, eine manuelle Durchführung aller Schritte innerhalb der Supply Chain ist bei dieser Größenordnung nicht denkbar. Unser Artikel zum Thema Anwendungsfälle Künstlicher Intelligenz in der Logistik zeigt die beispiellosen Vorteile des Einsatzes von KI für die Akteure in der Logistik- und Transportbranche auf.

DHL hat den Nutzen von KI längst erkannt und plant, sie in naher Zukunft in jeder Phase seiner Lieferkette zu integrieren. In dem Bericht „Artificial Intelligence in Logistics“, der 2018 in Zusammenarbeit mit IBM verfasst wurde, legt DHL seine Vision für Paketzentren dar.

DHL artificial intelligence IA entrepôts futur DHL
Quelle: DHL, Artificial Intelligence in Logistics, 2018

Auf der obigen Abbildung stellt DHL 7 Anwendungsfälle vor, die das Unternehmen kurz- oder mittelfristig zu implementieren gedenkt:

1. Automatische Bestandsverwaltung

In den Lagerhäusern identifizieren Drohnen die leeren Positionen in den Regalen und übermitteln die erfassten Daten an das Lagerverwaltungssystem (LVS). Auf diese Weise ist der aktuelle Bestand jederzeit bekannt und Fehlbestände (z. B. aufgrund eines Fehlers oder Diebstahls) werden automatisch gemeldet. Die Drohnen werden von einer Künstlichen Intelligenz gesteuert, während eine weitere KI den Videostream zur Identifizierung der leeren Positionen verarbeitet.

2. Fahrerlose Transportfahrzeuge

Fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) bewegen sich selbstständig durch die Lager und befördern Pakete zur Auslieferungsplattform oder zu dedizierten Lagerräumen. Hierbei ist keine aufwändige Programmierung erforderlich: Die Roboter erlernen selbstständig die besten Wege und können ohne menschliches Zutun miteinander kooperieren. So maximieren sie ihre Produktivität und werden mit der Zeit immer effizienter.

3. Automatische Videoanalyse

Eine KI analysiert kontinuierlich die Videostreams und kann anhand des Verhaltens der Menschen und ihres Gebarens erkennen, was sie gerade tun, bzw. ableiten, was sie getan haben. Ursprünglich wurden diese Technologien im Einzelhandel angewandt, um Diebstählen vorzubeugen oder verdächtiges Verhalten zu erkennen. In einem Lagerhaus erkennt die Videoanalyse beispielsweise, dass ein Paket von einem Lagerarbeiter transportiert wird (ohne dass dieser seine Tätigkeit einloggen muss), oder dass bestimmte Vorgänge ungewöhnlich lange dauern, weil ein Gang durch heruntergefallene Waren blockiert ist. Diese automatische Erkennung ermöglicht dem Lagermanagement eine schnellere Reaktionsfähigkeit.

4. Intelligente Sortierung durch Bildverarbeitung

Roboter sind in der Lage, die Maße eines Pakets anhand eines Videostreams zu erkennen und sie entsprechend den Sendungsinformationen (Bestimmungsort, Art der enthaltenen Waren etc.) sowie ihren Abmessungen zu sortieren. Darauf aufbauend können die Roboter die Pakete in einer Art Echtzeit-Tetris auf Paletten anordnen, um die zukünftige Lagerung und den Transport zu optimieren.

5. Zustellung durch autonome Flotten

In der Zustellung durch selbstfahrende Kraftfahrzeuge besteht angesichts des Fahrermangels und der zunehmenden Überlastung des städtischen Raums eine der größten Chancen der Logistikbranche. Dies erfordert eine kontinuierliche Optimierung der Liefertouren und eine globales Monitoring der Flotte. Doch wenn die öffentliche Infrastruktur mithält, könnte diese Art der Zustellung in einigen Jahren zur Norm werden.

6. Sprachgesteuerte Lagerverwaltungssysteme

Um die zeitraubenden Aufgaben der Dateneingabe und -validierung (häufig per Touchscreen etc.) bei jedem Schritt des Warenlebenszyklus zu vermeiden, muss das LVS der Zukunft mit einer Spracherkennung ausgestattet sein. So können die Mitarbeiter ihre Tasks ganz nebenbei mit ihrer Stimme eingeben, ohne dafür ihre eigentliche Arbeit unterbrechen zu müssen – was einem signifikanten Produktivitätsgewinn gleichkommt. Eine solche KI muss sich jedoch als hochperformant erweisen, um die für den Menschen von Natur aus stressigen und repetitiven Prozesse nicht noch weiter zu erschweren.

7. Kontrollinspektionen durch KI

Die Zustandskontrolle von Fahrzeugen ist ein zentrales Thema für die Sicherheit im Güterverkehr. Neue KI-Technologien können mögliche Anomalien an einem Fahrzeug anhand eines Videostreams erkennen: Korrosion an Metallteilen, fehlende Teile (Mutter, Schraube etc.), ölige Oberflächen, die auf ein Leck hindeuten könnten, oder Risse, die einen baldigen Bruch befürchten lassen. Während derartige Inspektionen heute noch auf manuelle und wenig systematische Weise erfolgen, erfasst die Künstliche Intelligenz Mängel automatisch und in kürzester Zeit: ein wichtiges Element zur Verbesserung der vorausschauenden Wartung und zur Verringerung der Unfallzahlen.

Zusammenfassung

In diesem Bericht erläutern DHL und IBM, wie sich die Akteure der Supply Chain die wichtigsten Vorteile und Chancen der KI auf leistungsstarke, zugängliche und kostengünstige Weise zu nutzen machen können.

Des Weiteren zeigt dieser Bericht das Potenzial der Künstlichen Intelligenz auf, das menschliche Fachwissen durch selbstlernende Systeme zu unterstützen, die mithilfe von Big Data neue Erkenntnisse generieren und Routineaufgaben reduzieren. Dadurch können sich die operativen Mitarbeiter vermehrt den bedeutsameren und wertschöpfenden Aufgaben zuwenden.

 

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