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Wie gelingt die effiziente Organisation von Transportnetzen für KEP-Dienste?

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Nachdem wir bereits die verschiedenen Erscheinungsformen von KEP-Diensten analysiert haben, nehmen wir nun die Funktionsweise und Organisation eines KEP-Netzwerks unter die Lupe.

Der starke Wettbewerb auf diesem Markt zwingt Anbieter der KEP-Branche dazu, ihre Preise zu senken und ihre Verpflichtungen hinsichtlich der Lieferzeiten umfassend einzuhalten. Diese Herausforderungen erfordern den Aufbau einer gut funktionierenden Infrastruktur, deren Prozesse schnell und effizient ineinandergreifen. In diesem Artikel befassen wir uns mit der besonderen Funktionsweise eines KEP-Netzwerks, das auf einer spezifischen Organisation mit unterschiedlichen Akteuren beruht.

Branchenspezifische Netzwerkorganisation

Um die Lieferzeiten zu verkürzen und die Produktivität zu maximieren, stützen sich KEP-Unternehmen auf eine Netzwerkorganisation, die das Gruppieren, Sortieren und Weiterleiten der Pakete miteinander verbindet. Pakete und Waren durchlaufen verschiedene Schritte, bevor sie an den Empfänger ausgeliefert werden:

1. Abholung

Die Sendungen werden bei den Absendern abgeholt und zum nächstgelegenen Paketzentrum transportiert.

2. Gruppierung

Die Sendungen werden gewogen, nach ihrem Bestimmungsort sortiert und vor der Abfahrtsstelle der Lkws gruppiert. Auf diese Weise können Spediteure die Sendungen mehrerer Kunden in einem Lkw zusammentragen, damit die Auslastung der Fahrzeuge maximieren und ihre Touren rentabel gestalten. Besonders kleinere Unternehmen mit geringeren Produktvolumen können so eine maximale Anzahl an Lieferungen durchführen und ihre Transportkosten senken. Die Niederlassungen verfügen über erhöhte Rampen, um die Beladung und den Austausch von Waren zwischen verschiedenen Fahrzeugen zu erleichtern.

3. Verbindungsfahrten

Die Fahrer holen die gruppierten Sendungen an der Rampe ab und laden sie in ihren Lkw, um sie zum nächsten Paketzentrum zu befördern. Durch verschiedene Zustellstützpunkte können auch große Entfernungen überwunden, ohne dass einzelne Fahrer eine große Anzahl an Kilometern zurücklegen müssen. Je nach Gebiet versenden oder empfangen die einzelnen Niederlassungen mehr oder weniger große Volumina. Niederlassungen in Industriegebieten versenden tendenziell Waren, während Niederlassungen in städtischen Gebieten eher die Zustellung übernehmen.

4. Entbündelung

Wie bei der Gruppierung werden die Waren zunächst entladen und nach ihrem Liefergebiet (oft nach der Postleitzahl) sortiert. Anschließend werden sie auf optimierte Weise in die Fahrzeuge verladen: Die zuletzt auszuliefernden Pakete werden zuerst verladen, damit sie ganz hinten im Lkw liegen.

5. Zustellung

Die Fahrer fahren ihre Touren ab und liefern jede Sendung an die vom Empfänger gewählte Adresse. Unterwegs holen sie mitunter neue Sendungen ab, die dem gleichen oben genannten Zustellungsprinzip folgen. Die Abholvorgänge ermöglichen eine Leerfahrten vermeidende Tourenoptimierung, die sich zu Anfang/Mitte der Strecke auf Zustellungen und zum Ende auf Abholungen konzentriert.

Quelle: Pierre Launay. Le redéploiement technique et organisationnel des réseaux de messagerie dans les territoires. Infrastructures de transport. Université Paris-Est, 2018.

Während dieser Prozess im Rahmen einer einzelnen Sendung noch einfach erscheinen mag, gestaltet er sich auf landesweiter oder gar internationaler Ebene rasch äußerst komplex: Es kommen immer mehr Umschlagpunkte hinzu und die Transportzeit wird immer länger. Um die strikten Lieferfristen einhalten zu können, müssen die Anbieter zwei Anforderungen erfüllen:

  • Eine hervorragende landesweite Vernetzung mit möglichst vielen, effizient ineinandergreifenden Niederlassungen
  • Eine effiziente Koordination der verschiedenen Ströme zwischen den Plattformen. Eine gute Terminierung der Abfahrten und Ankünfte an den Zustellstützpunkten ist unerlässlich, um eine effiziente und leistungsfähige Organisation zu gewährleisten.

KEP-Unternehmen verfügen in der Regel über ein dichtes Netz an Niederlassungen, das jedoch oft nicht alle Randgebiete abdecken kann. In diesem Fall kommen lokale Partner oder Subunternehmer ins Spiel.

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Subunternehmer: zwischen Wirtschaftsstrategie und Abhängigkeitsverhältnis

Die Vergabe von Unteraufträgen spielt schon seit Langem eine wichtige Rolle in der Organisation der KEP-Branche. Auf sie entfällt über die Hälfte des Umsatzes und damit eine der höchsten Quoten im Straßengüterverkehr.

Die Auslagerung des Transports kann auf zwei Ebenen erfolgen: in Form von Zustellstützpunkten, bei denen die Verbindungsfahrten zwischen den Niederlassungen an Spediteure vergeben werden, oder auf der letzten Meile, auf der die Lieferung an den Empfänger von unabhängigen Transportunternehmen oder Freiberuflern übernommen wird. Auf der letztgenannten Ebene kann der Auftraggeber von den Subunternehmern verlangen, dass sie seine Farben und Logos sowie den Vermerk „Transportpartner“ oder „selbstständiger Subunternehmer“ auf den Fahrzeugen anbringen.

Die Auslagerung von weniger strategischen Vorgängen wie dem reinen Transport bietet Akteuren der KEP-Branche bedeutende Vorteile:

Mehr Flexibilität

Da die Auslieferungsfahrer bei den Subunternehmern angestellt sind, entfällt der Aufwand für Einstellung und Personalmanagement. Dies ist umso vorteilhafter, als die Fluktuation in dieser Branche sehr hoch ist. Auch in Bezug auf die Arbeitsbedingungen machen sich Unterschiede bemerkbar, da die Gesetze für Selbstständige, z. B. in Bezug auf die Arbeitszeit, mitunter flexibler ausfallen. Bei Schwankungen im Arbeitsaufkommen können mehr oder weniger Ressourcen beim Auftragnehmer angefordert werden (z. B. während der Spitzenzeiten am Black Friday oder zu Weihnachten).

Wenn ein Unternehmen nicht mit den Dienstleistungen eines Subunternehmers zufrieden ist, kann er den Vertrag auslaufen lassen und danach einen anderen Dienstleister wählen.

Kostenreduzierung

Da KEP-Anbieter sich gezwungen sehen, ihre Preise immer weiter zu senken, um so möglichst viele Auftraggeber für sich zu gewinnen, müssen sie ihre Betriebskosten möglichst gering halten. In dieser Branche der niedrigen Gewinnspannen zählt jede Einsparung.

Durch das Outsourcing von Arbeitskräften können KEP-Unternehmen ihre Kosten erheblich senken. Insbesondere auf der letzten Meile im innerstädtischen Raum, können so bedeutende Einsparungen erzielt werden. Lieferungen in dicht besiedelten Stadtgebieten gestalten sich als besonders kostspielig, zumal hier zahlreiche Faktoren auf die Lieferzeit einwirken (Parkplatzsuche, Staus, zahlreiche Haltepunkte, Tempolimits etc.). Laut einer 2011 von Mazars und dem Generalrat der französischen Region Île-de-France durchgeführten Studie vergaben 80 % der 29 befragten KEP-Plattformen ihre Transporttätigkeit auf der letzten Meile im Großraum Paris an Subunternehmen.

Da es weitaus mehr Sub- als eigentliche KEP-Unternehmen gibt, gestaltet sich der Wettbewerb für erstere immer härter. Je nachdem, wie leicht es einem Subunternehmer gelingt, Kunden zu finden und für sich zu gewinnen, ist er mehr oder weniger von seinen Arbeitgebern abhängig.

Die Organisation der KEP-Branche ist sehr speziell: Pakete werden in Gruppen gebündelt und sortiert, ihre Beförderung optimiert, um die Betriebskosten senken und den Kunden attraktive Preise anbieten zu können. Durch eine gute Koordinierung der Verkehrsströme und eine effiziente, landesweite Vernetzung können sich KEP-Unternehmen mit leistungsstarken Dienstleistungen von der Konkurrenz abheben. Der finanzielle Druck veranlasst Auftraggeber verstärkt dazu, weniger strategische oder besonders kostspielige Operationen auszulagern. Insbesondere die Zustellung der letzten Meile wird immer häufiger an Subunternehmer vergeben. Diese branchenspezifische Funktionsweise hält die Preise auf einem niedrigen Niveau und gewährleistet gleichzeitig die erforderliche Schnelligkeit.

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