Die Optimierung des Liefergebietes sowie die Ressourcenallokation stellen die Paketbranche Tag für Tag vor große Herausforderungen. In der Episode „Postal and parcel resource management“ des Podcasts Postal Hub erörtern Ian Kerr und Cédric Hervet, Chief Product Officer und Mitbegründer von Kardinal, die entscheidenden Sachverhalte. Zu den Gesprächsthemen zählen die Komplexität des Managements von Subunternehmern im Rahmen der Zustellung sowie die Ausbalancierung der Liefertouren und die Optimierung des Liefergebietes. Anhand einer Fallstudie mit DPD France erläutert Cédric Hervet die aktuellen Schwierigkeiten, mit denen sich Lieferunternehmen konfrontiert sehen – insbesondere der Mangel an digitalen Lösungen zur zielführenden Datennutzung.
Im Hinblick auf eine maximale Produktivität und Rentabilität in der Zustellbranche fasst dieser Artikel die wichtigsten Punkte des Gesprächs zusammen und zeigt die Bedeutung des Ressourcenmanagements, der Tourenoptimierung sowie der intelligenten Datennutzung auf.
Paketzustellung: die zahlreichen Stolpersteine der Ressourcenallokation
Unzureichende Digitalisierung in der Lieferbranche
In der modernen Lieferbranche stellt die Ressourcenallokation sowohl für private Betreiber als auch Postgesellschaften eine große Herausforderung dar. Während einige Unternehmen die Zustellung auf der letzten Meile vollständig an Subunternehmer auslagern, verlassen sich andere auf eine Kombination aus eigenen Fahrern und Subunternehmern. Die zentrale Challenge: die effiziente Verteilung der von den verschiedenen Zustellern verwalteten Gebiete für möglichst effiziente Lieferungen. Derzeit werden die damit einhergehenden Entscheidungen noch vorwiegend manuell getroffen – mit der begrenzten Unterstützung durch Excel-Tabellen und ähnliche Hilfsmittel.
Die meisten Post- und Lieferunternehmen stehen einem Mangel an präzisen und zuverlässigen Daten zur fundierten Entscheidungsfindung gegenüber. Selbst wenn die erforderlichen Informationen verfügbar sind, ist eine gewinnbringende Auswertung oftmals nicht möglich. So ist die Verfügbarkeit der Daten nur der erste Schritt – der Schlüssel zum Erfolg liegt in ihrer wertsteigernden Nutzung. Genau hier fehlt es nur allzu oft an digitalen Lösungen, die das volle Datenpotenzial auch tatsächlich ausschöpfen können. Setzen Unternehmen für die Zustellung auf der letzten Meile auf selbstständig arbeitende Subunternehmer, gestaltet sich diese Herausforderung noch um einiges komplexer: da diesen in der Regel kaum leistungsfähige Optimierungstools zur Verfügung stehen, ist der Zugang zu verwertbaren Daten stark eingeschränkt.
Zunehmende Volatilität und Unvorhersehbarkeiten auf dem Liefermarkt
Wie wir während der Coronakrise erst kürzlich erleben konnten, muss die Logistikbranche jederzeit mit erheblichen Turbulenzen rechnen. Der explosionsartige Anstieg des Onlinehandels, die weltweite Inflation, saisonale Spitzenzeiten … Im volatilen Umfeld der Paketbranche wird die Bewältigung der Volumenschwankungen schnell zu einer monumentalen Aufgabe. Doch selbst bei stark ansteigenden Paketvolumen müssen die Unternehmen eine einwandfreie Servicequalität aufrechterhalten. Dieser Druck wirkt sich auf die Ressourcen aus und erfordert die Möglichkeit zur schnellen Einstellung und Ausbildung von Personal sowie zur Anmietung oder zum Kauf zusätzlicher Fahrzeuge.
Bei geringerer Auslastung oder saisonalen Einbrüchen haben die Lieferunternehmen hingegen mit Überkapazitäten zu kämpfen. Fixkosten wie Gehälter, Lagermieten und Betriebskosten müssen auch bei einer niedrigeren Zahl an zu befördernden Paketen beglichen werden. Dies kann zu einer ineffizienten Ressourcennutzung und großen finanziellen Verlusten für die Lieferunternehmen und ihre Subunternehmer führen.
Prekäre Lage für Subunternehmer in der Transportbranche
Auch die auf der letzten Meile tätigen Subunternehmer leiden unter dem Mangel an zuverlässigen Daten und den Schwankungen im Paketvolumen. Oftmals arbeiten sie mit äußerst knappen Gewinnmargen und sind stark von der Stabilität ihrer Verträge abhängig. Werden Entscheidungen auf der Grundlage ungenauer und fehlerhafter Daten getroffen, ist ihr Geschäftsmodell nicht mehr tragfähig und birgt die Gefahr eines Bankrotts. Am Beispiel Frankreich kann bei Transportunternehmen eine durchschnittliche Lebensdauer von nur drei bis vier Jahren beobachtet werden – jeden Monat gehen Dutzende von ihnen in Konkurs.
Die Volatilität des Liefermarkts verstärkt diese Risiken weiter. Um ihren nachhaltigen Erfolg zu gewährleisten, benötigen Subunternehmer Zugang zu präzisen Daten und effizienten Prozessen. Ihr Konkursrisiko wirkt sich auch auf die Lieferunternehmen aus, denn der Wegfall von Partnern bringt das gesamte Liefernetzwerk ins Ungleichgewicht und beeinträchtigt die Servicequalität. Angesichts des aktuell herrschenden Fahrermangels sind die Folgen umso drastischer: die Internationale Straßentransport-Union (IRU) meldete im Jahr 2021 europaweit Europa 10 % unbesetzte Stellen (insgesamt zwischen 380.000 und 425.000 Stellen) – ein Anstieg von 41 % im Vergleich zum Vorjahr.
Für eine langfristig funktionierende Zusammenarbeit und zur proaktiven Vorbeugung potenzieller Risiken benötigen Lieferunternehmen Einblick in die Finanzlage ihrer Subunternehmer. Der Austausch von Daten hinsichtlich der Leistung, Rentabilität und betrieblichen Effizienz von Subunternehmern kann dazu beitragen, Warnsignale frühzeitig zu erkennen und geeignete Maßnahmen zur Risikominderung zu ergreifen.
Wie lässt sich die Zusammenarbeit zwischen Lieferunternehmen und Subunternehmern verbessern?
Schwierige Verhandlungen ohne klare Faktenlage
Weil es an Fakten und verlässlichen Daten fehlt, beruhen die Verhandlungen zwischen den Paketunternehmen und ihren Subunternehmern auch heute noch allzu oft auf Intuition und subjektiven Schätzungen.
Die datengestützte Entscheidungsfindung liefert faktische Beweise, die jedem Zweifel erhaben sind. Statt von subjektiven Annahmen auszugehen, können die Unternehmen eine objektive Geschäftsanalyse nutzen und damit transparente Übereinkünfte, eine präzise Preisgestaltung und optimierte Prozesse auf Grundlage von Volumen, Entfernungen und vorausschauenden Arbeitszeiten erzielen. Die Datenanalyse der Lösung von Kardinal ermöglicht eine genaue Planung, darunter die optimale Zuteilung der Lieferungen in bestimmten Gebieten.
Je nach Unternehmen und geografischer Lage kommen unterschiedliche Preismodelle zum Einsatz. Üblicherweise wird ein Preis pro Paket oder Halt festgelegt, wodurch die Einnahmen der Subunternehmer je nach Volumen und von Monat zu Monat stark schwanken können. In der Regel müssen die Subunternehmer mit möglichst wenigen Fahrern möglichst viele Einnahmen erwirtschaften. Ohne eine geeignete Optimierung besteht jedoch die Gefahr, dass sich unverhältnismäßig lange Arbeitszeiten in einem hohen Fahrer-Turnover niederschlagen.
Da die verschiedenen Liefergebiete eine unterschiedliche Rentabilität aufweisen, ist es für die Subunternehmer schwierig, einen einheitlichen Preis pro Paket festzulegen. Es bestehen erhebliche Unterschiede zwischen dicht besiedelten städtischen Gebieten nahe der Sortierzentren und abgelegenen ländlichen Gebieten, die längere Anfahrtswege erfordern.
Datenaustausch für eine optimierte und faire Preisgestaltung
Durch den Zugang zu Informationen hinsichtlich der Geschäftsvolumen und Tourenleistung können Paketunternehmen und Subunternehmer möglichst effizient und fair verhandeln. Da die Kosten für die Zustellung auf der letzten Meile (Treibstoff, Fahrergehälter, Fahrzeugwartung etc.) von den Subunternehmern getragen werden, müssen diese Daten präzise berechnet und idealerweise zugänglich gemacht werden, um die langfristige Rentabilität der Geschäftspartner zu sichern.
Für ein optimales Gleichgewicht zwischen Kostenoptimierung und einem attraktiven Vertragspreis sind eine sorgfältige Analyse und Verhandlung erforderlich. Um die Zusammenarbeit zum Erfolg zu führen, müssen Lieferunternehmen sowohl ihre eigenen finanziellen Einschränkungen als auch die Bedürfnisse der Subunternehmer berücksichtigen. Durch die Datenanalyse können die Unternehmen Möglichkeiten zur Kosteneinsparung im eigenen Betrieb ermitteln und ihren Subunternehmern eine faire Vergütung gewährleisten. Im Rahmen von kollaborativen Gesprächen können beide Seiten ihre Bedenken und Ziele offenlegen, um eine für alle Beteiligten vorteilhafte Lösung zu finden.
Optimierte Betriebsabläufe und fundierte Verhandlungen durch die Lösung von Kardinal
Durch die Bereitstellung genauer Zahlen zur optimalen Gebietseinteilung und Tourenplanung fungiert Kardinal als vertrauenswürdiger Dritter und ermöglicht eine fundierte Verhandlungsführung zwischen Lieferunternehmen und Subunternehmern.
Auf Grundlage historischer Daten und unter Berücksichtigung der betriebsspezifischen Besonderheiten empfiehlt die Lösung von Kardinal die beste Organisation und Einteilung für jedes geografische Gebiet. Um auf präzise und nachhaltige Weise die besten Liefergebiete zu bestimmen, verwenden die Algorithmen von Kardinal sowohl fortschrittliche mathematische Optimierungstechniken als auch Machine Learning.
Da sich die herkömmliche Herangehensweise bei stark schwankenden Paketmengen in der Regel als unpraktikabel erweist, geht unser innovativer Ansatz zur Datenanalyse weit über einfache Durchschnittswerte hinaus. Unser Algorithmus berücksichtigt die Volumenschwankungen und bietet Unternehmen eine umfassende Kontrolle über das gewünschte Gleichgewicht zwischen Produktivität und Ressourcennutzung. Auf Grundlage datenbasierter Entscheidungen können sie Ressourcen effizient zuweisen, leistungsstarke Touren planen und zukunftsweisende Geschäftsszenarien simulieren. Dieses neuen Steuerungsmöglichkeiten ermöglicht es den Unternehmen, ihre Betriebsabläufe zu verbessern und gleichzeitig ein optimales Kundenerlebnis zu schaffen.
Erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Kardinal und DPD France
Seit zwei Jahren unterstützt Kardinal DPD France bei der Optimierung der Paketzustellung: Die Lösung zur Gebietsanalyse und -optimierung von Kardinal kommt landesweit in allen 72 Niederlassungen von DPD France zum Einsatz. Zu den bedeutendsten Ergebnissen dieser Zusammenarbeit gehört die verbesserte Verhandlungsbasis zwischen Niederlassungsleitern und Subunternehmern, die die Lösung von Kardinal nun gemeinsam zur Optimierung der Liefergebiete nutzen.
Insbesondere in Niederlassungen mit lokalen Ineffizienzen, die durch langjährige Subunternehmer oder häufig wechselnde Niederlassungsleiter verursacht wurden, konnte eine signifikante Verbesserung der Produktivität erzielt werden. Selbst bei bereits relativ gut optimierten Niederlassungen konnte Kardinal ein neues Gleichgewicht zwischen der Arbeitslast der verschiedenen Fahrer herstellen und so das Turnover verringern. Insgesamt führte die Zusammenarbeit zwischen DPD France und Kardinal mit erheblichen Produktivitätssteigerungen und einem besseren Ressourcenmanagement zu einer weitaus effizienteren Paketzustellung für DPD France.